Die damals Siebenjährige fühlt sich beim Sport nicht wohl, setzt sich an die Seite der Turnhalle. Dann verliert sie das Gefühl im rechten Arm und kippt plötzlich von der Bank. Die Lehrerin ruft sofort den Rettungswagen. Auch Katrin Freyers Ex-Mann wird informiert und ist direkt zur Stelle, um sich um seine Tochter zu kümmern.
Alles lief ausschließlich über das Telefon
„Als ich gehört habe, das etwas passiert ist, dachte ich zuerst an einen typischen Sportunfall. Doch dann hatte ich eine Notärztin am Telefon, die mich gefragt hat, ob wir bei Lotta schon mal ein Herzultraschall gemacht hätten“, erinnert sich Kathrin Freyer, die zu dem Zeitpunkt noch auf der Entbindungsstation liegt. Es folgen Telefonate über Telefonate mit Lottas leiblichen Vater, bis schließlich klar ist: Sie muss in die Kinderklinik geflogen werden, da ihre Werte so schlecht sind.
Am Nachmittag steht die Diagnose fest: Schlaganfall. Ausgelöst durch ein Blutgerinnsel. Am Telefon muss die Mutter entscheiden, ob das Gerinnsel ihrer Tochter mit einer Sonde zerstoßen werden soll. „Ich habe "ja" gesagt – welche Wahl hatten wir denn?“, sagt sie.
Drei Tage nach dem Schlaganfall: Der erste Besuch
Erst drei Tage später kann sich Kathrin Freyer selbst auf den Weg zur zwei Stunden entfernten Kinderklinik machen.
Doch schon an diesem Freitag spricht Lotta ihr erstes Wort: „Ole“. So heißt ihr großer Bruder, zu dem sie eine extrem enge Bindung hat. Zwei Tage später rennt sie bereits den Krankenhausflur entlang.
Die Familie ist unglaublich froh, dass Lotta trotz der Prognosen so gute Fortschritte macht. Im nächsten Schritt steht die Reha an. Vier Fahrtstunden ist die Reha-Klinik vom Zuhause der Familie entfernt. Doch Lotta zeigt ihr Kämpferherz und darf schon nach neun Wochen die Reha verlassen. „In der Klinik wurde uns gesagt, dass sie wieder vollständig gesund wird“, sagt Kathrin Freyer.
Aber wie soll es nun im Alltag weitergehen? Lotta, die die zweite Klasse besucht, hat durch den Schlaganfall alles verlernt. Sie kann nicht mehr lesen, schreiben oder rechnen. Trotzdem versucht sie, im normalen Schulalltag mitzuhalten. Morgens geht es Lotta immer gut, doch je länger und stressiger der Tag, desto schwerer fällt es ihr, durchzuhalten.
Die Ursache für Lottas Schlaganfall steht fest
Ende August dann ein Termin, der noch einmal alles in ein neues Licht rückt: Die Familie fährt von Oberfranken ins fünf Stunden entfernte Münster. Dort treffen sie Prof. Dr. Ronald Sträter, einen Spezialisten für den kindlichen Schlaganfall. Seine Kontaktdaten hatten sie von der Schlaganfall-Hilfe erhalten.
Professor Sträter stellt bei Lotta eine Gefäßentzündung fest. Diese war die Ursache für den Schlaganfall. Ein zweiter Schlaganfall kann nicht ausgeschlossen werden. Kathrin Freyer ist entsetzt: „Jetzt hatten wir statt einem vermeintlich gesunden Kind plötzlich ein schwer krankes Kind.“ Von da an nehmen sie alle zwei Wochen den langen Weg zu Prof. Dr. Sträter auf sich, damit Lotta engmaschig betreut werden kann.
Die Schlaganfall-Kinderlotsin gibt Halt und Orientierung
Nach dem Besuch eines Elternseminars der Schlaganfall-Hilfe nimmt Kathrin Freyer Kontakt zur Schlaganfall-Kinderlotsin Corinna Eitel auf. „Ich habe ihr eine Mail geschrieben, dann haben wir telefoniert“ erinnert sie sich. Und ist glücklich, dass sie diesen Schritt gegangen ist. Alle Fragen, die die Freyers beschäftigen, sind bei der Kinderlotsin bestens aufgehoben. Beim ersten Kontakt steht das Thema „Schule“ im Fokus. Denn inzwischen wurde festgestellt, dass Lottas Arbeitsgedächtnis schwer geschädigt ist. Klar ist: Lotta muss auf eine Förderschule wechseln. Diesen Schritt kann die Familie nun mit der Unterstützung der Expertin gehen. „Corinna Eitel hat uns beim Schulwechsel komplett begleitet“, sagt Kathrin Freyer dankbar.
An der neuen Schule kann Lotta auch die für sie wichtigen Therapien wie Logopädie, Physio- und Ergotherapie wahrnehmen. Corinna Eitel sieht sich die Schule gemeinsam mit Familie Freyer an, sensibilisiert die Lehrenden und informiert das Kollegium über den kindlichen Schlaganfall. Lotta ist dort sehr gut angekommen und traut sich auch wieder mehr zu. Ein wichtiger Schritt für die Neunjährige, die vor ihrem Schlaganfall sehr selbstständig war.
Die Kinderlotsin steht der Familie jederzeit zur Seite. Und da geht es auch um alle Familienmitglieder. Denn schließlich sind bei einem Schlaganfall die Angehörigen mitbetroffen. Aber auch bei einer anstehenden Reha oder der Suche nach Familienhilfen in der Umgebung gibt die Lotsin Orientierung.
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