Landrat Müller übernimmt Patenschaft für Schlaganfall-Lotsen im Kreis Paderborn

Schlaganfall-Lotsen geben Antworten und helfen den Menschen, zurück ins Leben zu finden

Manfred Müller hat im St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn die beiden Schlaganfall-Lotsen Jennifer Wiesner und Heinrich Keller kennengelernt. Dabei informierte er sich persönlich im Dialog mit den Lotsen über deren Tätigkeit. Beide Lotsen können auf fundierte Kenntnisse in der Ergotherapie sowie in der neurologischen Akutpflege zurückgreifen und haben eine spezielle „Case Management-Schulung“ absolviert.

Allein im St. Vincenz-Krankenhaus werden pro Jahr im Durchschnitt über 1.200 Schlaganfall-Patienten aufgenommen. Das Krankenhaus mit seiner Schlaganfall-Spezialstation, „Stroke Unit“, verfügt unter der Leitung des Chefarztes Prof. Dr. Postert über eine große Kapazität für die zertifizierte Akut-Versorgung von Schlaganfall-Patienten.

Ein Schlaganfall ist ein tiefer Einschnitt im Leben. Der Alltag ist erst einmal auf den Kopf gestellt. Wie geht es jetzt weiter? „Schlaganfall-Lotsen geben Antworten und helfen den Menschen, zurück ins Leben zu finden“, sagt Schirmherr und Landrat Manfred Müller. Ziel sei es, dass Betroffene auch nach Verlassen der Klinik bestmögliche Betreuung und Beratung bekommen. Lotsen helfen beispielsweise dabei, die geeignete Rehaeinrichtung zu finden, koordinieren und organisieren hausärztliche, neurologische und therapeutische Nachsorgetermine und „sorgen für einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität“, bekräftigt Müller.

 „Unübersichtliche sektorale Strukturen des Gesundheitssystems müssen für die Menschen einfacher gestaltet werden, damit vorhandene Hilfe und die Leistungen besser abgerufen und koordiniert werden können“, führt der kaufmännische Geschäftsführer des Krankenhauses, Johannes Westermann, an.

 „Die klinische Akutbehandlung und auch die anschließende Rehabilitation funktionieren in Deutschland hervorragend“, betont Dr. Manfred Putzer, Oberarzt am St. Vincenz-Krankenhaus. Bildlich ergänzt er: „Während wir uns in der klinischen Akutversorgung noch auf einer schnellen Autobahn befinden, betreten wir in der Nachsorge einen unwägbaren Feldweg. Daher ist es sinnvoll, Lotsen flächendeckend in der Schlaganfallnachsorge einzusetzen, um Hürden auszuräumen und die Wege im Sinne der Patienten zu ebnen.“

 Dr. Michael Brinkmeier, Vorstand der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, ergänzt: „Sobald die Patienten nach der Reha wieder ins heimische Umfeld zurückkehren, wird oftmals die regelmäßige Medikamenteneinnahme vernachlässigt. Ebenso werden vorhandene Risikofaktoren wie z. B. Bluthochdruck, Übergewicht oder Rauchen ignoriert.“

Dazu kommt, dass dringend notwendige Hilfsmittel, Pflegesach- oder Geldleistungen vom Patienten aus Gründen der Überforderung nicht in Anspruch genommen werden. Auch die Angehörigen kommen mit der neuen Lebenssituation nicht immer zurecht.

 „Hier ist dringender Handlungsbedarf für eine koordiniert-vernetzte Nachsorge durch professionelle Begleitung. Dies immer in Absprache mit den behandelnden Haus- und Fachärzten“, ergänzt Brinkmeier.

 Aus diesem Grund hat die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (Gütersloh) zusammen mit Partnern und den kooperierenden Kliniken das dreijährige Schlaganfall-Lotsen-Projekt „STROKE OWL“ ins Leben gerufen. Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert das Projekt mit 7,1 Millionen Euro. Im Rahmen des Projektes sind die Lotsen jeweils an den Stroke Units in OWL verortet und begleiten die teilnehmenden Patienten von der Akutstation in die Nachsorge. Durch einen Reha- und Hausbesuch und regelmäßige Telefonkontakte koordinieren sie in Absprache und Zusammenarbeit mit den jeweiligen Hausärzten nach dem Schlaganfall ein Jahr lang die individuelle Nachsorge.

Im gesamten Raum Ostwestfalen-Lippe erkranken pro Jahr ca. 6.000 - 7.000 Patienten an einem Schlaganfall, in ganz Deutschland sind es rund 270.000 Fälle. Im Rahmen des Projektes STROKE OWL werden unter Berücksichtigung festgelegter Aufnahmekriterien bis zu 2.000 Patienten in der gesamten Region OWL bis Herbst 2020 betreut. Die Lotsen-Leistung soll nach Abschluss des Projektes möglichst bald von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden, so dass zukünftig hoffentlich alle Schlaganfall-Patienten im Kreis Paderborn, in der Region OWL und bundesweit davon profitieren können.

Stroke Unit des St. Vincenz-Krankenhauses erfolgreich re-zertifiziert

Die Schlaganfallstation (Stroke Unit) des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn ist erneut erfolgreich nach den aktuellen Kriterien der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert worden. Das Zertifikat bestätigt somit die hohen Qualitätsstandards der Klinik und eine optimale medizinische Versorgung der Patienten.

Die Abläufe sind so strukturiert, dass bei Schlaganfällen alle notwendigen Disziplinen, beispielsweise Neurologie, Radiologe und ggf. die Neurochirurgie, in kürzester Zeit die optimale Therapie für die betroffenen Patienten festlegen. Denn je früher eine Behandlung startet, umso höher sind die Genesungschancen. „Unsere Stroke Unit ist technisch und personell auf höchstem Niveau gerüstet. Besonders hervorgehoben wurde bei der Zertifizierung auch die hohe Weiterbildungsquote in der Pflege – hier haben wir einen deutschlandweiten Spitzenwert erreicht", betont Prof. Postert.

 

 

Landrat Müller im St. Vincenz-Krankenhaus, Paderborn 

Landrat Müller übernimmt Patenschaft für Paderborner Schlaganfall-Lotsen v. l. n. r.: Dr. Michael Brinkmeier (Vorstand Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe); Manfred Müller (Landrat Kreis Paderborn); Heinrich Keller (Schlaganfall-Lotse Kreis Paderborn, STROKE OWL); Jennifer Wiesner (Schlaganfall-Lotsin Kreis Paderborn, STROKE OWL); Dr. Manfred Putzer (St. Vincenz-Krankenhaus, Oberarzt Neurologie); Johannes Westermann (St. Vincenz-Krankenhaus, kaufm. Geschäftsführer). Fotografin: Charlotte Hoppe (St. Vincenz-Krankenhaus)