Vor ein paar Jahren hat Daniel Fallner die Leitung der Gartengruppe übernommen. Jede Woche trifft sich die Gruppe für 90 Minuten. Blumen pflanzen, Büsche schneiden, Laub rechen – die übliche Gartenarbeit eben. Daniel Fallner ist Fachkrankenpfleger für Psychiatrie, seit 2012 arbeitet er in der Allgemeinpsychiatrischen Tagesklinik des LWL Klinikums in Gütersloh. „Mir war schnell klar, wie wichtig die Gruppe für die Therapie ist – auch, wenn ich kein Fachwissen in diesem Bereich hatte. Ich kannte mich zwar mit der Therapie aus, aber wenig mit Gartenarbeit oder damit, wie beides im Zusammenhang steht“, erinnert er sich.
Also besuchte er Kurse, bildete sich fort. Bald wird er alle Voraussetzungen erfüllen, um von der Internationalen Gesellschaft für Gartentherapie (IGGT) als Gartentherapeut anerkannt zu werden.
Individuelle Ziele setzen
Wichtig sei es, für jeden Teilnehmer individuelle Ziele zu setzen. „Es geht nicht darum, dass in der Gruppe gearbeitet werden muss. Jeder soll eine Aufgabe finden, die ihm wirklich Spaß macht. Und wenn jemand Erholungsphasen braucht, ist das völlig in Ordnung“, erklärt Fallner.
Für junge Schlaganfall-Betroffene, die die Krankheit mitten aus ihrem Berufsleben reißt, ist es häufig besonders schwierig zu akzeptieren, dass sie nicht mehr so leistungsstark sind wie vorher. „Wir wollen vermitteln, dass jeder einen wertvollen Beitrag leisten kann. Für andere ist es wichtig, eine Motivation zu schaffen, sich überhaupt wieder vor die Tür zu trauen – und sei es, um die frischen Erdbeeren zu naschen.
„Bei Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten haben wir sogar einen unerwarteten Nebeneffekt festgestellt: Er konnte nach der Zeit bei uns wieder viel besser sprechen, weil er die Gelegenheit hatte, sich mit anderen auszutauschen, statt alleine zu Hause zu sitzen.“
Der Garten ist an die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst
Zudem passen ausgebildete Gartentherapeuten den Garten in der Regel an die Bedürfnisse der Teilnehmer an. Wer Schwierigkeiten beim Laufen hat, braucht gut ausgestattete Gehwege und für Schmerzpatienten können Hochbeete sinnvoll sind sein, damit sie nicht auf den Knien arbeiten müssen“, listet Fallner nur einige Beispiele auf. Er motiviert die Teilnehmer, die Gartenarbeit zu Hause fortzusetzen. „Es ist ein Gewinn von Lebensqualität zu sehen und – im wahrsten Sinne des Wortes – auch zu ernten, was man selbst geschaffen hat.“
„Therapie mal anders“ stellt Therapiemethoden vor, die nicht immer wissenschaftlich belegt sind, aber von Schlaganfall-Betroffenen häufig als hilfreiche oder angenehme Ergänzung zu den klassischen Therapien empfunden werden.