Befragung zeigt hohen Hilfebedarf
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Befragung zeigt hohen Hilfebedarf

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe kämpft dafür, die Schlaganfall-Nachsorge zu verbessern. Eine Befragung von Betroffenen zeigt, warum das wichtig ist.

Zahlreiche Studien weltweit beschäftigen sich mit der akuten Versorgung von Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten. Auch die Rehabilitation wird immer besser erforscht. Doch wie ergeht es Betroffenen danach? Zu ihrer Situation in der Nachsorge existieren wenig gesicherte Erkenntnisse, zumal es keine strukturierten Behandlungsprogramme gibt. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe wollte es genauer wissen und stellte die Frage: Welchen langfristigen Unterstützungsbedarf haben Schlaganfall-Betroffene?

69 Prozent fehlt Unterstützung

Über 3.300 Schlaganfall-Betroffene, die mit der Stiftung in Kontakt stehen, wurden gebeten, sich an einer Befragung zu beteiligen. Knapp 1.000 von ihnen nahmen teil. Jetzt liegen erste Ergebnisse der umfassenden Befragung vor. Das Wichtigste: Auch Jahre nach dem Schlaganfall sind seine Folgen spürbar. 69 Prozent der Befragten wünschen sich bei mindestens einer Schlaganfall-Folge Unterstützung.

 

Ganz oben bei den Bedarfen steht der Wunsch nach einer weiteren Rehamaßnahme (33 Prozent). 18 Prozent der unter 65-jährigen Betroffenen wünschen sich Unterstützung, um wieder mehr arbeiten zu können. 4 Prozent benötigen eine Begleitung, um sich das Rauchen abzugewöhnen. 11 Prozent geben an, dass es durch die Folgen des Schlaganfalls zu Belastungen in der Partnerschaft gekommen sei und sie sich dabei Unterstützung wünschten. Und 17 Prozent wünschen sich generell psychologische Unterstützung.

Eingeschränkte Teilhabe

Die körperlichen Folgen des Schlaganfalls sind gravierend. Fast die Hälfte der Teilnehmenden klagt noch über Lähmungen an Arm oder Bein. Diese Einschränkungen sind stark alltagsrelevant, und sie schränken die Lebensqualität deutlich ein. So gaben viele (38 Prozent) an, aus Angst vor einem Sturz alltägliche Aktivitäten zu meiden und beispielsweise Hobbys nicht mehr nachzugehen. Das führt zu mangelnder Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und zu einer stärkeren Isolation.

 

Noch häufiger als die körperlichen sind die unsichtbaren Folgen eines Schlaganfalls, psychische und kognitive Beeinträchtigungen. 55 Prozent der Befragten haben mit Konzentrationsstörungen zu kämpfen. Und 63 Prozent berichten von psychischen Beeinträchtigungen durch den Schlaganfall, Frauen dabei häufiger als Männer. Das Gefühl der Überlastung wurde am häufigsten genannt, gefolgt von Ängsten und Depressionen. So schreibt ein Teilnehmer: „Ich habe durch beide Schlaganfälle keine bleibenden Schäden erlitten, trotzdem vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke beziehungsweise Angst habe.“

Bedarf noch größer?

Der Anteil der Männer in der Befragung ist mit 56 Prozent leicht erhöht. Bei vielen Teilnehmenden lag der Schlaganfall ein bis drei Jahre zurück, der „älteste“ Schlaganfall ereignete sich jedoch schon 1971. Durchschnittlich lag der Schlaganfall neun Jahre zurück. Zum Zeitpunkt des Schlaganfalls waren die Befragten im Schnitt 56 Jahre alt. Das Durchschnittsalter aller Betroffenen beim akuten Schlaganfall liegt jedoch über 70, die Teilnehmenden waren demnach verhältnismäßig jung. Möglicherweise sind also die tatsächlichen Hilfebedarfe über alle Betroffenen noch etwas größer, als die Befragung es vermuten lässt.

 

Die Betroffenen-Befragung ist die erste, große Erhebung der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe von Schlaganfall-Betroffenen in der Nachsorge. Durchgeführt und ausgewertet wurde sie vom Team Versorgungsforschung: Dr. Markus Wagner, Christina Franzisket, Rebecca Pries und Christian Voigt.

Ergebnisse der Befragung zum Hilfebedarf in der Nachsorge.