Mobile Exoskelette im Kommen

Mobile Exoskelette im Kommen

Gehen lernen durch Roboter, das Konzept gibt es schon länger in der Schlaganfall-Rehabilitation. Mobile Exoskelette bieten jetzt neue Möglichkeiten.

Möglichkeiten der Robotik

Die Schön Klinik Bad Aibling schaffte 2001 ihren ersten Lokomat an. „Das war damals der dritte in Europa“, sagt Dr. Friedemann Müller nicht ohne Stolz. Der Chefarzt hat früh die Möglichkeiten der Robotik erkannt. Wer gehen lernen will, muss gehen, und das Gehirn lernt am besten durch hochfrequente Wiederholungen. Die Entwicklung eines stationären Gangroboters war insbesondere für schwerer betroffene Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten in der ersten Zeit der Rehabilitation ein großer Gewinn.

 

Geräte für die Gangrehabilitation auch für Schwerstbetroffene Schlaganfall-Patienten

Der Lokomat steht noch immer in der Klinik und wird rege genutzt. In den vergangenen Jahren gab es jedoch eine Weiterentwicklung. Mobile Exoskelette, die den Betroffenen quasi „angezogen“ werden und sich mit ihnen fortbewegen, kamen auf den Markt. Vorrangig zunächst für Patienten mit Querschnittlähmung gedacht, nutzen erste Kliniken sie nun auch in der Schlaganfall-Rehabilitation. Neurologe Müller ist ein Fan der mobilen Geräte, will aber auch auf den stationären Lokomat nicht verzichten. „Man muss schauen, welches Gerät für den Patienten in seinem jeweiligen Stadium besser geeignet ist.“

 

Im Lokomat können selbst Schwerstbetroffene therapiert werden. Sie werden sturzsicher angeschnallt und – falls nötig – zu 100 Prozent durch den Roboter bewegt.

 

Mobile Exoskelette für fortgeschrittene Schlaganfall-Betroffene

Mobile Exoskelette hingegen sind eine Alternative für Betroffene im weiter fortgeschrittenen Stadium. Zwei mobile Geräte hat das Therapeuten-Team der Schön Klinik mittlerweile im Einsatz. Der Ekso GT ist schon länger auf dem Markt, seit kurzem nutzt das Team auch eine Neuentwicklung des französischen Start-ups Wandercraft. Wer den Ekso nutzt, sollte frei sitzen können. Er ist leicht und verlangt die Sicherung durch Therapeuten, um einen Sturz zu vermeiden.
Das Gerät Atalante X von Wandercraftt dagegen wiegt 80 Kilo und ist sturzsicher. Patienten können sich damit drehen, seitwärts und rückwärts gehen.

 

Die Psyche ist nicht zu untersschätzen

Im Funktionsprinzip ähneln sich die Geräte. Beide verfügen über Sensoren, die erkennen können,wie viel Bewegungskraft von den Patienten kommt. Therapeuten können voreinstellen, wie stark das Gerät die Bewegung unterstützt. Herr A. bekommt heute 60 Prozent Unterstützung. Der junge Schlaganfall-Patient schätzt die Therapie-Einheiten mit dem Atalante X. Schon nach wenigen Einheiten macht er erste Fortschritte.

 

„Da spielt auch die Psyche eine wichtige Rolle“, sagt Chefarzt Müller. „Mit dem mobilen Exoskelett können die Patienten plötzlich wieder gehen. Diese Wirkung sollte man nicht unterschätzen.“

Da spielt auch die Psyche eine wichtige Rolle. Mit dem mobilen Exoskelett können die Patienten plötzlich wieder gehen. Diese Wirkung sollte man nicht unterschätzen.
Dr. Friedemann Müller