Ein Leben in kleinen Portionen

Ein Schlaganfall hat das Leben von Franz Rumpler grundlegend verändert. Unermüdlich kämpft er gegen die Folgen des Schlaganfalls und gibt mit seinem Buch anderen Menschen Hilfestellung für schwierigen Lebenssituationen.

Franz Rumpler und seine Frau hatten sich für ihren Ruhestand viel vorgenommen: Sie wollten reisen, sich um die Enkel kümmern, das Leben in vollen Zügen genießen. Doch dann kam alles anders – ohne jede Vorwarnung. Ein schwerer Schlaganfall riss den pensionierten Schulleiter von einer Minute auf die andere aus seinem bisherigen Leben. Und macht alle Pläne zunichte.

 

An jenen Dienstag im Juni vor vierzehn Jahren erinnert sich der ehemalige Sonderpädagoge, als wäre es gestern gewesen. Am Abend besucht er eine Bürgerversammlung im Gemeindehaus. Kurz vor Ende der Veranstaltung merkt Rumpler, dass etwas nicht stimmt. „Es war, als stünde ich unter Strom“, erzählt er. Sein linker Arm kribbelt, sein Bein zittert, bevor er nach links zusammensackt. Seine Frau und der Nachbar zur Rechten bemerken das Zittern. „Sie wollten mich an die frische Luft bringen, aber nichts ging mehr“, erinnert sich Rumpler. Zum Glück konnte er noch sprechen. „Ich vermute einen Schlaganfall“, äußert der gebürtige Nürnberger noch. Und dann geht alles ganz schnell. Nur wenige Minuten später liegt er auf der Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit) der Uniklinik Erlangen. Die Ärzte stellen bei Franz Rumpler eine große Blutung im Stammhirn fest – „so groß wie ein Ei“, wie er selbst beschreibt. Die Horrordiagnose – Schlaganfall. 

 

Zu diesem Zeitpunkt ist der heute 79-jährige da gerade ein Jahr im Ruhestand. Zuvor hatte er 42 Jahre als Sonderpädagoge mit Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichsten Behinderungen gearbeitet, davon 19 Jahre als Rektor der Schule für Kranke am Universitätsklinikum Erlangen, die inzwischen Jakob-Herz-Schule heißt. Nun lag er selbst in genau dieser Klinik. „Das war schon eine skurrile Situation“, gibt er rückblickend zu. 

 

Von da an muss Franz Rumpler vieles neu lernen, vieles klappt, manches geht noch nicht. Einige Einschränkungen habe er noch immer, sagt er. Radfahren zum Beispiel, eines seiner größten Hobbys, geht deshalb nicht mehr. Jammern will er deswegen aber nicht.

Nichts ist selbstverständlich. Ich habe in meinem Berufsleben so viele gesehen, denen es noch viel schlechter ging als mir. Ich hoffe, dass meine Genesungsreise weitergeht und ich weitere Fortschritte mache.
Franz Rumpler

Mit solchen Aussagen möchte Franz Rumpler anderen Betroffenen Mut machen, genauso wie mit seinem Buch „Leben in kleinen Portionen“. Mit seinem Ratgeber will er, wie es im Untertitel heißt, „Anregungen für schwierige Lebenssituationen“ geben. Denn „durch den Schlaganfall habe ich gelernt, mein Leben in kleinen Portionen zu leben“, erklärt Rumpler. Wie das geht, beschreibt er in der mittlerweile dritten Auflage.

 

Wer Franz Rumpler kennt, den überrascht es nicht, dass er einen solchen Ratgeber geschrieben hat. „Mein ganzes Leben habe ich Menschen geholfen, ihr Leben so selbstbestimmt wie möglich zu führen“, sagt er. Helfen ist sein Lebensmotto, könnte man sagen. Oder wie seine Frau es ausdrückt: „Mein Mann hat das Helfersyndrom.“

 

 

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