Aus dem Leben gerissen

2022 erlitt Swen Gambel-Weigert aus Adelsdorf einen schweren Schlaganfall – mit nur 48 Jahren. Heute möchte er anderen Betroffenen Mut machen.

Es ist der 3. Juni 2022 als Swen Gambel-Weigert mitten aus dem Leben gerissen wird. Schon tagsüber während der Arbeit hat der ITler starke Kopfschmerzen. Da er jedoch seit Jahrzehnten unter Migräne leidet, denkt er sich zunächst nichts dabei. Erst als die Kopfschmerzen nach mehreren Stunden nicht besser werden, entscheidet er sich, vorzeitig nach Hause zu fahren. „Da war meine Welt aber noch in Ordnung“, erinnert er sich. Doch zuhause bricht er auf dem Weg ins Bad zusammen. Zum Glück bemerkt sein Sohn den Zusammenbruch und die Familie kann den Notruf alarmieren. „Sonst wäre ich jetzt tot“, so Swen.

 

Swen wird auf die Stroke Unit (Schlaganfall-Spezialstation) der Uniklinik Erlangen eingeliefert. Die Diagnose: Schlaganfall! Sein Zustand ist ernst. Swens Gehirn schwillt so stark an, dass ihm zeitweise ein Stück seiner Schädeldecke entfernt werden muss. Mehrere Wochen liegt er im Koma, muss künstlich beatmet werden. Doch er überlebt. „Das Personal der Uniklinik hat einen sehr guten Job gemacht“, ist Swen dankbar. „Ohne die wäre ich heute nicht mehr am Leben.“

 

Die Folgen seines Schlaganfalls sind jedoch gravierend: Swens linke Körperhälfte ist gelähmt, zudem hat er einen Neglect (Aufmerksamkeitsstörung). „Menschen tauchen für mich häufig wie aus dem Nichts auf. Oder ich esse meine Mahlzeit auf der linken Seite des Tellers nicht auf“, erklärt er die Folgen der Störung. Besonders schmerzhaft ist es für Swen, als langsam das Gefühl in seiner linken Körperhälfte zurückkehrt. „Es fühlt sich an, als ob ich mich im Sekundentakt an einer heißen Herdplatte verbrennen würde“, beschreibt er seine Schmerzen.

 

Nicht die einzigen Herausforderungen: So fällt sein Aufenthalt in der stationären Reha mitten in die Corona-Zeit. Die strengen Schutzmaßnahmen in der Klinik sind sehr belastend für ihn. Nach der Rückkehr nach Hause kämpft er mit der Bürokratie bei der Beantragung seiner Erwerbsminderungsrente. Aktuell sucht Swen nach einer behindertengerechten Wohnung ohne Treppen. „Es ist wirklich sehr schwierig, etwas Passendes zu finden“, berichtet er.

Doch es gibt auch Lichtblicke: Swens Physiotherapie-Praxis zum Beispiel. Sie überzeugt ihn mit ihrer guten Ausstattung und ihrer Spezialisierung auf die Schlaganfall-Behandlung. „Ohne die Praxis wäre ich heute nicht da, wo ich bin“, erklärt er. Zum Beispiel hat er komplett neu laufen gelernt.

Die eigene Angst ist dabei der größte Gegner.
Swen Gambel-Weigert

Und Swen kämpft für weitere Fortschritte. Mindestens zweimal die Woche geht es für ihn zur Physiotherapie und einmal zur Ergotherapie. Gegen den Neglect erhält er eine neuropsychologische Behandlung.

 

Nun möchte Swen anderen Menschen mit dem gleichen Schicksal Hoffnung schenken. Dazu hat er den Instagram-Account swen.gw eingerichtet. Hier dokumentiert er seinen Weg zurück ins Leben.

 

 

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