Immer das Beste herausholen

Ein Schlaganfall riss Uwe Budwasch-Giese aus dem Leben. Doch aufgeben kam für ihn nicht in Frage – erfolgreich kämpfte er sich zurück.

Uwe Budwasch-Giese stand mitten im Leben: Verheiratet, Elektroingenieur bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und verantwortlich für ca. 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bis zu jener Nacht im Juni 2020. „Ich bin aufgewacht und konnte meine rechte Seite nicht mehr bewegen“, erzählt der Neu Wulmstorfer. Dann wird es dunkel. „Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus.“ Dazwischen kann sich Uwe Budwasch-Giese an nichts mehr erinnern – vielleicht ein Segen, wie er selbst sagt.

 

„Der Schlaganfall kam im Schlaf, es gab keine Vorzeichen“, erzählt seine Frau Andrea. Als sie am Morgen bemerkt, dass sich ihr Mann seltsam bewegt, führt sie sofort den FAST-Test durch. Mit ihm lässt sich der Verdacht auf einen Schlaganfall innerhalb kürzester Zeit überprüfen. Zu diesem Zeitpunkt kann ihr Mann bereits nicht mehr sprechen. Andrea Giese tut das einzig Richtige: Sie wählt sofort den Notruf.

 

Im Krankenhaus dann die Schockdiagnose: Hirnblutung. „Eine Operation war nicht möglich, weil die Blutung zu tief im Gehirn saß“, erklärt der 60-Jährige. Doch die Blutung kann gestillt werden. Danach verbringt er fünf Tage auf der Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit) und weitere zwei Wochen im Krankenhaus. Schnell wird klar: Der Weg zurück ins Leben wird kein leichter.

 

Drei Monate verbringt Uwe Budwasch-Giese in der Reha. Die Prognose der Ärzte ist zunächst niederschmetternd: „Sie sagten mir, ich würde höchstens wieder alleine zur Toilette gehen können.“ Doch Uwe Budwasch-Giese will sich mit dieser Aussicht nicht abfinden. „Ich wollte das Beste für mich herausholen“, erklärt er seine Entschlossenheit. Er beginnt selbstständig Laufen zu üben, indem er an den Handläufen im Flur der Rehaklinik entlang schleicht.

Seine Frau gibt ihm die Kraft, weiterzumachen, aber er weiß, dass auch sie eine schwere Last trägt. „Manchmal frage ich mich, wer mehr leidet, meine Frau oder ich“, sagt er nachdenklich. Seine Frau habe sich um viele organisatorische Dinge gekümmert, während er sich auf seine Genesung konzentriert habe.

 

Erfolgreich: Mit eisernem Willen hat er sich zurück ins Leben gekämpft. Selbst seinen Führerschein mit allen Zertifikaten und Umbauten hat er nach einem Jahr geschafft. 

 

Ich will noch etwas erleben und sehen und nicht nur auf der Couch sitzen und nichts tun.
Uwe Budwasch-Giese

In seinen Beruf kann Uwe Budwasch-Giese nicht mehr zurück – er wird Frührentner.

 

Statt Trübsal zu blasen, sucht er sich eine neue Aufgabe. 2022 gründet der ehemalige Elektroingenieur eine Selbsthilfegruppe für Aphasiker, um Menschen zu helfen, die das gleiche Schicksal teilen wie er. Mittlerweile hat die Gruppe 20 Mitglieder. „Darauf bin ich stolz“, sagt er freudig. Sein wichtigster Rat an andere Betroffene: „Man darf sich nicht zu Hause einschließen. Es geht immer einen Schritt weiter nach vorne, auch wenn es nur kleine Schritte sind.“ Uwe Budwasch-Giese hat selbst bewiesen, dass der Weg zurück ins Leben möglich ist.

 

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