Freitagmorgen in einem ambulanten Reha-Zentrum in Potsdam. Schlaganfall-Patient Stefan Keller (Name geändert) hat eine Verabredung mit Markus Sucker. Der Orthopädietechniker und Neuro-Experte ist eigens aus Berlin gekommen, um mit Keller das L 300 zu erproben. Für den linksseitig gelähmten Mann könnte die funktionelle Elektrostimulation eine deutliche Verbesserung des Ganges bringen. Das hieße gleichzeitig: mehr Sicherheit, größere Mobilität und damit eine höhere Lebensqualität.
Kasse muss entscheiden
Sucker legt ihm die Manschette um den Unterschenkel, nimmt die Programmierung vor und testet die Stromstärke. „Kann ruhig noch stärker“, sagt Stefan Keller, der ein leichtes Kribbeln spürt. „Wir tasten uns mal langsam ran“, antwortet der Experte. Nach zwei, drei Runden auf dem Flur beginnt sich das Gangbild Kellers tatsächlich zu verändern, immer mehr setzt er die Ferse auf. Bisher konnte Keller die Fußspitze nicht anheben. Sein ganzer Oberkörper schwang deshalb mit jedem Schritt nach rechts, damit das linke Bein ausholen konnte und er nicht stolperte.
Die beiden sehen sich heute zum zweiten Mal. Vor wenigen Wochen kam Sucker zu einem ersten Test. „Die Nervenleitfähigkeit und eine gewisse Beweglichkeit im Fuß muss gegeben sein, sonst macht eine solche Versorgung keinen Sinn“, erklärt der erfahrene Orthotechniker. Mit seinem Handy filmt er heute die Fortschritte Kellers. Er wird das Video bei der Krankenkasse von Stefan Keller einreichen. Die wird dann entscheiden, ob sie ihm das Hilfsmittel bewilligt.
Das Sanitätshaus als bereichsübergreifende Schnittstelle
„Sanitätshaus war gestern“, denkt man unwillkürlich, liest man die Selbstdarstellung des Berliner Arbeitgebers von Markus Sucker. „Provita orthocare versteht sich als bereichsübergreifende Schnittstelle zwischen Patient, Arzt, Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie Physiotherapeuten und den Kostenträgern.“ Was das heißt, wird an diesem Morgen in Potsdam deutlich. Kellers Physiotherapeutin unterstützt bei der Probestunde, gemeinsam beurteilen die Fachleute das Gangbild des Patienten. Demnächst wird Markus Sucker auch einen Vortrag im Therapeuten-Team über moderne Hilfsmittelversorgung halten. So geht Vernetzung.
Hilfsmittelversorgung ist ein laufender Prozess
Wenn die Kasse das Hilfsmittel bewilligt und die Erstversorgung erfolgt ist, sprechen sich Sucker und Keller in einem halben Jahr wieder. Denn Hilfsmittelversorgung ist ein laufender Prozess. „Die Patienten verändern sich, dementsprechend müssen wir Hilfsmittel prüfen und anpassen“, sagt der Experte. Markus Sucker würde sich freuen, denn sein Patient profitiert sichtlich von dem neuen Gerät.
Die Schlaganfall-Hilfe hat ein Projekt zur Verbesserung der Hilfsmittelversorgung von Schlaganfall-Betroffenen auf den Weg gebracht. Dazu wurden Mitarbeiter von Sanitätshäusern geschult. In dieser Serie stellen wir Sanitätshäuser vor, die an der Qualifizierung teilgenommen haben.