Tipps für die Nachsorge

Tipps für die Nachsorge

In der Klinik sind Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten gut versorgt. Eine gute Beratung bräuchten viele von ihnen aber auch in der häuslichen Nachsorge, in der sich viele neue Fragen stellen.

Erste Vorbereitungen für die Rückkehr nach Hause treffen Schlaganfall-Betroffene und ihre Angehörigen am besten schon während des Aufenthalts in Akut- oder Reha-Klinik.
Anke Siebdrat

Anke Siebdrat war die erste Schlaganfall-Lotsin der Deutschen Schlaganfall-Hilfe und berät heute mit ihrem Expertinnen-Wissen die Lotsen-Projekte der Stiftung. Zum Beispiel sollten Betroffene und Angehörige bereits während des Klinik-Aufenthalts erste Termine mit der Hausärztin und dem Facharzt (Neurologe) sowie in therapeutischen Praxen für die Zeit nach der Entlassung vereinbaren.  

Unterstützung im Alltag

Hat die betroffene Person durch den Schlaganfall schwere körperliche Einschränkungen erworben, kann die Wohnraumberatung weiterhelfen. Sie berät zu möglichen Umbauten und Anpassungen in der heimischen Wohnung. „Je nach Unterstützungsbedarf machen Angebote wie ein Hausnotruf oder „Essen auf Rädern“ den neuen Alltag zu Hause leichter“, verrät Siebdrat. Für Berufstätige kann für die Wiedereingliederung ins Berufsleben ein Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) bei der Rentenkasse sinnvoll sein. Vieles davon lässt sich schon vor der Entlassung der Betroffenen organisieren.

Tipps für Arztbesuch und Medikamenten-Einnahme

  • Wieder zu Hause, sollten bald Termine in Haus- und Facharzt-Praxen folgen.
  • „Um im Gespräch mit der Hausärztin oder dem Facharzt nichts Wichtiges zu vergessen, ist es hilfreich, sich vorher alle Fragen aufzuschreiben, die man stellen möchte“, berichtet Anke Siebdrat. Das können beispielsweise Fragen zum Krankheitsverständnis, zur Medikation oder zu notwendigen Therapien sein.
  • Und noch einen Ratschlag hat die erfahrene Schlaganfall-Lotsin für den Arztbesuch: „Patientinnen und Patienten, die mit der Einnahme ihrer Medikamente überfordert sind, sollten nach einer Verordnung für Behandlungspflege fragen.“ Bei dieser unterstützt ein Pflegedienst bei der Medikamenten-Einnahme.

 

Alle Patientinnen und Patienten, die drei oder mehr Medikamente einnehmen müssen, haben zudem einen gesetzlichen Anspruch auf einen Medikationsplan. Dieser listet alle aktuell angewendeten Medikamente auf und enthält genaue Informationen zu Dosierung und Zeitpunkt der Einnahme. „Schlaganfall-Betroffene müssen häufig mehrere Medikamente einnehmen. Da ist ein Medikationsplan absolut sinnvoll“, so Siebdrat.

 

  • Außerdem empfiehlt sie, bei der „Apotheke des Vertrauens“ die verordneten Medikamente auf mögliche Wechselwirkungen überprüfen zu lassen.

Umstellung des Lebensstils

Um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden, müssen Betroffene häufig ihren Lebensstil verändern – zum Beispiel ihre Ernährung umstellen, mehr Sport treiben oder das Rauchen aufgeben. „Auch hierbei gibt es Unterstützung“, weiß Anke Siebdrat. So kann beispielsweise der Hausarzt oder die Hausärztin eine Ernährungsberatung verordnen. Viele Krankenkassen bieten ihren Versicherten zudem Bewegungskurse oder Angebote zur Rauchentwöhnung an. Außerdem gibt es spezielle Rehasport-Gruppen für Schlaganfall-Betroffene.

Geeignete Therapien und Hilfsmittel

Bei Schlaganfall-Folgen wie Halbseitenlähmung, Spastik oder Aphasie helfen Therapien wie Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie – sogenannte Heilmittel. Je nach Bedarf der Betroffenen kommen dabei unterschiedliche Therapie-Verfahren zum Einsatz, wie beispielsweise das Bobath-Konzept. „Wichtig zu wissen: Für Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Mobilität besteht auch die Möglichkeit, Hausbesuche der Therapeutinnen und Therapeuten in Anspruch zu nehmen“, erklärt Siebdrat.

 

Bestimmte Diagnosen sind den so genannten besonderen Verordnungsbedarfen (BVB) bzw. dem langfristigen Heilmittelbedarf zugeordnet. Das bedeutet, dass Hausärztinnen und -ärzte Therapien auch über das übliche Maß hinaus verordnen können. Patientinnen und Patienten sollten bei Bedarf das Thema aktiv ansprechen. Einige Reha-Kliniken und Therapie-Zentren bieten sogenannte Intensivtherapien auf Rezept an. Dabei erhalten Betroffene über mehrere Wochen hinweg mehrere Therapie-Einheiten am Tag. So lassen sich oft auch Jahre nach dem Schlaganfall noch Fortschritte erzielen. Ganz neu ist ein auf Virtual Reality basierendes alltagspraktisches Training für zu Hause. Erste Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten.

 

Auch Hilfsmittel wie Orthesen oder ein Rollstuhl helfen, mit den Folgen des Schlaganfalls zurechtzukommen. Anke Siebdrat empfiehlt: „Um das individuell geeignetste Hilfsmittel zu finden, sollten sich Betroffene zunächst im Sanitätshaus und von den eigenen Therapeutinnen und Therapeuten beraten lassen, bevor eine Verordnung vom Hausarzt oder der Hausärztin ausgestellt wird.“ Bei einer Spastik ist die behandelnde Neurologin oder der behandelnde Neurologe die richtige Ansprechperson. Falls erforderlich, kann sie oder er für die Therapie an eine Botox-Ambulanz weitervermitteln. Denn durch die Injektion des Nervengifts lockert sich die Spastik.

Hilfe bei neuropsychologischen Folgen

Für die Therapie der neuropsychologischen Folgen eines Schlaganfalls wie einem Neglect oder Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sind Neuropsychologinnen und Neuropsychologen zuständig. „Besitzen diese eine kassenärztliche Zulassung, ist für die Terminvereinbarung nicht einmal eine Überweisung vom Facharzt notwendig. Es reicht die Diagnose, zum Beispiel dokumentiert im Entlassbrief“, verrät Siebdrat. Unter Umständen können auch spezialisierte Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten mit einem Hirnleistungstraining helfen. „Das geschieht am besten in Absprache mit dem behandelnden Neuropsychologen“, so die erfahrene Schlaganfall-Lotsin.

Selbsthilfe nach Schlaganfall

Wertvolle Unterstützung bieten auch Schlaganfall-Selbsthilfegruppen. Sie vermitteln neue Lebensfreude und liefern wichtige Informationen, therapeutische Angebote und Kontakte zu weiteren Anlaufstellen. „Betroffene sollten wenigstens einmal bei einer Selbsthilfegruppe in ihrer Nähe vorbeischauen, um herauszufinden, ob deren Angebot zu ihnen passt“, rät Anke Siebdrat. „Und wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, findet den Kontakt zu anderen Schlaganfall-Betroffenen auch in einschlägigen Internet-Foren.“