Aphasie hat viele Gesichter
Die Situation kennen viele Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten: Sie wachen im Krankenhaus auf, sehen einen Angehörigen oder medizinisches Personal und wollen etwas sagen. Doch schnell stellen sie fest, dass der Angesprochene kein Wort verstanden hat. Eine schwierige Situation, die auf allen Seiten schnell zu Frustration führen kann.
Wichtig zu wissen ist: Dass die oder der Betroffene nicht mehr sprechen oder Gesprochenes nicht mehr gut verstehen kann, bedeutet nicht, dass er nicht mehr denken kann! Gerade diese Tatsache, macht es meist für die Betroffenen so schwer: Sie wissen selbst genau, was sie ausdrücken möchten, finden aber nicht mehr die richtigen Worte.
Doch die Aphasie hat viele verschiedene Gesichter. Bei jedem kann sich die Sprachstörung etwas anders auswirken: Menschen mit einer „Globalen Aphasie“ können häufig nicht mehr als einzelne Worte sprechen. Bei einer „Wernike-Aphasie“ können die Betroffenen zwar flüssig sprechen, wählen aber immer wieder falsche Worte oder Laute. Ist jemand von einer „Broca-Aphasie“ betroffen, kann er wahrscheinlich nur kurze Sätze mit den notwendigsten Worten formulieren. Die „Amnestische Aphasie“ erkennt man daran, dass die sprechende Person häufig Umschreibungen oder Floskeln nutzt, wenn ihm das gesuchte Wort nicht einfällt.
Auch bei der Aussprache, im Satzbau und in der Grammatik gibt es unterschiedliche Fehlertypen. Bei einigen ist auch das Sprachverständnis beeinträchtigt, so dass sie die gesprochenen Inhalte nicht mehr richtig erfassen können und es treten Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben auf.
Die Kommunikation ändert sich
Für die meisten Betroffenen ist es hilfreich, sich in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre zu unterhalten. Also besser das Radio und den Fernseher ausschalten und Gruppe der Gesprächspartner möglichst klein halten. Wichtig ist, dem Betroffenen immer wieder Mut zu machen. Signalisieren Sie ihm, dass er sich trauen kann mit Ihnen zu sprechen – auch wenn es etwas länger dauert. Haben Sie Geduld!
Wenn die Person gegenüber nicht nur Sprach-, sondern auch Verständnisprobleme hat, helfen ein paar Regeln: Kurze Sätze sowie kurze Ja/Nein-Fragen funktionieren in der Regel auch bei einer schweren Aphasie. Es ist sinnvoll das Thema des Gesprächs anzukündigen. („Ich möchte mit dir über den Arzt sprechen.“)
Wenn die Kommunikation über die Sprache eingeschränkt ist, wird die nichtsprachliche Kommunikation wichtiger. Achten Sie daher auf Gestik, Mimik und Körpersprache. Im Zweifelsfall können auch Zeige-Bücher oder spezielle Apps helfen.
Die Therapie unterstützen
Dank einer intensiven logopädischen Therapie lässt sich viel erreichen. Unmittelbar nach dem Schlaganfall, in der Rehaklinik, erzielen Betroffene oft große Erfolge. Doch auch später lohnt es sich, am Ball zu bleiben. Früher haben Forschende vermutet, dass Funktionen, die ein Jahr nach dem Ereignis nicht wieder hergestellt sind, auch nicht wiederkehren werden. Die Ansichten sind lange überholt: Auch nach Jahren können durch individuelle Übungen noch Fortschritte erzielt werden.
Dabei sollten Sie sich allerdings nicht nur auf die Therapiestunden verlassen. Es sich wichtig, dass der Betroffene auch zu Hause übt – entweder alleine oder gemeinsam mit Ihnen. Die Übungen können Sie sich von den Logopäden erläutern lassen.