Glück im Unglück
Hartmut Bühring (56) aus dem niedersächsischen Landkreis Gifhorn hatte Glück im Unglück. Als er vor drei Jahren im Bad zusammenbrach, reagierte seine Frau schnell, rief die 112. Die Rettungssanitäter hatten den richtigen Verdacht, brachten ihn nach Uelzen auf eine Stroke Unit, eine Schlaganfall-Spezialstation. Von dort ging es per Hubschrauber weiter ins Universitätsklinikum Eppendorf (Hamburg), wo man Hartmut Bührings Gefäßverschluss mechanisch mit einem Katheter beseitigte (Thrombektomie).
14 lange Monate
Der Eingriff verlief erfolgreich, dennoch hinterließ der schwere Schlaganfall Folgen: eine halbseitige Lähmung links und Sprachstörungen. In der Frühreha machte man dem Programmierer wenig Hoffnung, doch mit eisernem Willen und großem Fleiß machte Bühring schnell Fortschritte. Von den Sprachstörungen merkt man heute nur noch wenig, und auch seine Beweglichkeit hat sich deutlich verbessert. Vor allem freut er sich, dass er heute wieder am Steuer seines Autos sitzen darf. Es war ein langer Weg, der alles in allem 14 Monate dauerte.
Fahrprobe angeordnet
„In der Reha sagte man mir, ich muss meinen Schlaganfall der Führerscheinstelle melden“, erinnert sich Bühring heute. Mühsam suchte er sich Informationen zu dem Thema zusammen und fand heraus, dass er seine Fahrtüchtigkeit selbst beweisen müsse. Also schickte er der Führerscheinstelle im Landkreis seine Unterlagen und wartete ab. Sechs lange Wochen passierte nichts. Bühring rief schließlich dort an, doch die Behörde hatte seinen Fall noch nicht bearbeitet. Erst einige Zeit später bekam er Post von dort: Die Behörde ordnete eine Fahrprobe an.
Eine harte Prüfung
Hartmut Bühring hatte die Zeit genutzt und sich eingehend informiert. In einer Fahrschule, die sich darauf spezialisiert hat, nahm Hartmut Bühring zunächst ein paar Fahrstunden. Dann kam der Tag der Fahrprobe. Bühring bestand, doch nur „gerade eben so“, wie der Fahrlehrer durchblicken ließ. Ein wenig Schikane empfand der „Fahrschüler“ da schon. „Im Grunde ist so eine Fahrprobe ja richtig“, zeigt Hartmut Bühring sich einsichtig, „aber der Prüfer stellte Anforderungen, die wahrscheinlich die Hälfte der gesunden 70-Jährigen nicht erfüllen könnte.“ Darauf müsse man sich vielleicht als Schlaganfall-Betroffener einstellen, wenn man zurück ans Steuer wolle, sagt er.
Neues Auto mit Umbauten
Es vergingen abermals einige Wochen, bis Hartmut Bühring sein Gutachten schließlich in den Händen hielt, das ihm seine Fahrtüchtigkeit bestätigte. Aufgrund seiner halbseitigen Lähmung kam sein eigener Pkw aber nicht mehr in Betracht. Hartmut Bühring kaufte sich einen umgebauten Wagen, mit Handknauf am Steuer. Erster Härtetest war für ihn die Fahrt nach Duisburg zu einem Workshop der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, gut 300 Kilometer. „Die längste Strecke, die ich seit meinem Schlaganfall gefahren bin“, berichtet er. „Das war schon ziemlich anstrengend, aber ein gutes Training. Wäre ich nie an meine Grenzen gegangen, würde ich heute noch im Rollstuhl sitzen.“