Der ganzheitliche Ansatz
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Der ganzheitliche Ansatz

Anthroposophische Medizin widerspricht nicht den Naturwissenschaften. Sie ergänzt die Schulmedizin durch einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen.

Selbstheilungskräfte des Organismus

Seele und Geist spielen in ihrer Theorie eine wichtige Rolle für die Entstehung von Krankheiten. Sie sind Folge eines Ungleichgewichtes im Organismus. Die Aufgabe von Heilenden ist demnach, dem Organismus die Wiederherstellung des Gleichgewichts zu ermöglichen. Dabei spielen die Patientinnen und Patienten eine zentrale Rolle, denn Anthroposophische Medizin setzt stark auf die Selbstheilungskräfte des Organismus. Sie versucht, ohne radikale Eingriffe in den Organismus auszukommen. 

Arzneimitteln, äußeren Anwendungen und Heilmittel

Anthroposophische Therapien erfolgen mit Arzneimitteln, äußeren Anwendungen und Heilmitteln.

  • In der Arzneikunde gibt es Überschneidungen mit der Naturheilkunde und der Homöopathie.
  • Äußere Anwendungen sind teilweise verwandt mit alten Hausmitteln wie Wickeln oder Auflagen.
  • Bei den Heilmitteln spielen gestalterische, künstlerische Therapieansätze eine wesentliche Rolle. Bekannt ist vor allem die Heileurythmie (Bewegungskunst).

Vermutlich ist es auch der Anthroposophischen Medizin zu verdanken, dass Musik- und Kunsttherapie heute aus der Neurologie und der Rehabilitation nach Schlaganfall kaum noch wegzudenken sind.

Begründer der Anthroposophischen Medizin

Rund 100 Jahre alt ist die Anthroposophische Medizin, sie geht zurück auf den österreichischen Philosophen Rudolf Steiner. In einer zunehmend wissenschaftlich orientierten Medizin spielten psycho-somatische Ansätze im Verständnis und der Behandlung von Krankheiten damals kaum eine Rolle. Mit der von ihm entwickelten anthroposophischen Weltanschauung beeinflusste Steiner nicht nur die Medizin. Auch die biologisch-dynamische Landwirtschaft geht auf seine Lehren zurück, ebenso wie die weit verbreitete Waldorfpädagogik.
 

Anthroposophische Medizin in früheren Zeiten

In der Weimarer Republik wuchs die Zahl der Anhänger Steiners. Die Nazis verboten 1935 die Anthroposophische Gesellschaft – weniger aus wissenschaftlichen Erwägungen heraus, sondern weil sie ihnen politisch suspekt war. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs entfaltete sich die Anthroposophische Medizin und erlangte 1976 die staatliche Anerkennung. Das Sozialgesetzbuch (SGB V) weist sie neben der Homöopathie und der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) als dritte sogenannte besondere Therapierichtung aus. Das bedeutet, für die Zulassung von Arznei- und Heilmitteln gelten Sonderreglungen, etwa weniger strenge Wirksamkeitsnachweise.

Anthroposophische Medizin heute

Die Anthroposophische Medizin gilt heute als Tätigkeitsschwerpunkt innerhalb der ärztlichen Tätigkeit. Voraussetzung ist ein klassisches schulmedizinisches Studium und eine Weiterbildung, die durch die Gesellschaft Anthroposophischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland (GAÄD) anerkannt wird.