Es geht um Ergänzung
Unter dem Begriff Komplementärmedizin wird ein breites Spektrum von Disziplinen und Behandlungsmethoden zusammengefasst. Alle basieren auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung als die Schulmedizin. Doch der Name (komplementär = ergänzend) macht deutlich, dass es den meisten Anhängern dieser Methoden nicht um ein „Entweder-oder“, sondern um eine Ergänzung geht. Manche sprechen deshalb auch von einer „integrierten Medizin“.
Alternative Arzneimittel und Heilverfahren
In Deutschland versteht man unter Komplementärmedizin vor allem alternative Arzneimittel und Heilverfahren wie Homöopathie und Naturheilverfahren, aber auch die Traditionelle Chinesische Medizin oder die Anthroposophische Medizin Rudolf Steiners. Die Geschichte der Komplementärmedizin ist auch geprägt von heftigem Streit über ihre Wissenschaftlichkeit. Schulmedizin ist evidenzbasiert, sie verlangt Beweise. Wenn wissenschaftliche Kommissionen Behandlungsleitlinien erstellen, werten sie dafür häufig Hunderte internationaler Studien aus. Für komplementäre Verfahren gibt es solche Daten gar nicht.
Komplementärmedizin als fester Platz in unserer Gesellschaft
Der Streit der Gelehrten konnte nicht verhindern, dass die Komplementärmedizin längst einen festen Platz in unserer Gesellschaft hat. Ein aktuelles Beispiel dafür: Eine gerade veröffentlichte Analyse aus Bayern (IMBAY) hat ergeben, dass die Mehrzahl der Akutkrankenhäuser im Freistaat inzwischen drei oder mehr komplementärmedizinische Verfahren anbietet. Und im vergangenen Jahr haben ärztliche Fachgesellschaften die erste medizinische Leitlinie in diesem Bereich veröffentlicht: „Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten“.
Empfehlungen zum Einsatz von Komplementärmedizin nach Schlaganfall
Seriöse Empfehlungen zum Einsatz von Komplementärmedizin nach einem Schlaganfall muss man lange suchen. Der Allgemeinmediziner und Homöopath Dr. Michael Treut beschäftigte sich in seiner Zeit an der Berliner Charité mit den Möglichkeiten und Grenzen der Komplementärmedizin nach einem Schlaganfall. „Begleitende arzneiliche Therapien sollten immer nur in Absprache und Planung mit kompetenten Ärzten durchgeführt werden“, rät er Patientinnen und Patienten.
Potenzial sieht er besonders in den nicht medikamentösen Therapien. „Sie können eine gute ergänzende Selbsthilfestrategie darstellen, um zum Beispiel die Gehfähigkeit zu verbessern, die Stimmung zu stabilisieren, Depressionen entgegenzuwirken und Ausdauer, Wohlbefinden und Lebensqualität zu verbessern und somit den Lebensmut zurückzugewinnen.“
Von Hippokrates ist das Zitat „Wer heilt, hat recht“ übermittelt. Auch darüber wird gestritten. Am Ende entscheiden wohl die Patientinnen und Patienten, womit sie sich wohlfühlen.