Menschen mit besonderem Hilfebedarf“, diese Formulierung aus dem Sozialrecht meint Menschen, die an einer psychischen Störung oder einer Behinderung leiden und sich selbst oder andere gefährden.
Auch das kommt mitunter nach einem Schlaganfall vor. Doch Schlaganfall- Betroffene können noch ganz andere Bedarfe entwickeln. Die Erkrankung ist – leider – so vielschichtig wie ihre Folgen.
Hirnorganische Veränderungen können zu schweren Verhaltensstörungen führen. Die sind belastend für alle Seiten, die Betroffenen, die Angehörigen und das Hilfesystem. Denn Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen behandeln meist eine Grunderkrankung. Dabei setzen sie auf die Therapietreue ihrer Patienten und sind selten auf herausforderndes Verhalten eingestellt.
Kognitive Einschränkungen wecken besondere Hilfebedarfe
Auch wenn psychisch kranke oder geistig behinderte Menschen Schlaganfälle erleiden, benötigen sie besondere Hilfen für ihre Rehabilitation. Oft sind es gerade die kognitiven Einschränkungen, die besondere Hilfebedarfe wecken. Dazu zählen auch schwere Sprachstörungen.
Seit vielen Jahren sorgt sich die Düsseldorferin Erika Pullwitt um ihren Mann, der von einer globalen Aphasie betroffen ist. Auszeiten traut sie sich kaum noch zu nehmen. Natürlich gäbe es Kurzzeitpflegeplätze, doch das Problem bleibt die Kommunikation: Sie findet keine Einrichtung, in denen sich die Pflegenden mit Aphasie auskennen. Erika Pullwitt ist für ihren Mann die einzige Brücke zur Welt.
Der Schlaganfall trifft nicht nur alte Menschen.
Sind Jüngere so schwer betroffen, dass ein Verbleib in der eigenen Wohnung kaum möglich ist, wird die Suche nach einer passenden Einrichtung meist zur Herausforderung. In Pflegeheimen leben hochbetagte, oft auch demenziell erkrankte Menschen. Junge Schlaganfall-Patienten finden dort kaum das passende Umfeld.
Besondere Hilfebedarfe kommen häufig vor
Es gibt fundierte Studien, Behandlungsleitlinien und Zertifizierungen, doch manchmal hält sich das Leben nicht an sie. Was, wenn die Folgen des Schlaganfalls in kein Schema passen? Wenn der Leidensdruck der Betroffenen die angebotenen Hilfen übersteigt? Wenn Angehörige ans Ende ihrer Kräfte gelangen?
Besondere Hilfebedarfe kommen häufiger vor, als man denkt. Sie sind so individuell, dass es keine Pauschalrezepte für sie gibt. Dennoch versuchen wir in diesem Schwerpunkt, exemplarisch einige Themen anzusprechen und – soweit möglich – Betroffenen und Angehörigen Ratschläge an die Hand zu geben.