1994 gründet Annemarie Erhardt eine Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Betroffene und deren Angehörige.
Was es bedeutet, wenn ein Familienmitglied einen Schlaganfall erleidet, hat sie selbst hautnah erfahren. Ihr Vater erlitt gleich mehrere.
Eine lebendige Gemeinschaft
Mit über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Anfang an wurde schnell deutlich, wie groß der Bedarf an Austausch und Unterstützung ist. Die Gruppe trifft sich viele Jahre regelmäßig in den Räumen der Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm (RKU). Der Austausch untereinander liegt der Gründerin besonders am Herzen: „In unserer Gruppe können Betroffene und Angehörige Erfahrungen und Informationen austauschen, sich gegenseitig Mut machen und Trost finden“, erklärt Erhardt. Aber auch allerlei Unternehmungen stehen auf dem Programm. „Ein besonderes Highlight, an das sich viele Teilnehmer noch heute gerne erinnern, war die Wassergymnastik zweimal im Monat“, betont sie. Weitere Aktivitäten wie Fahrradtouren, Vorträge zu Themen wie Ernährung, Sport nach einem Schlaganfall und praktische Übungen, etwa zum Autofahren, rundeten das vielfältige Angebot ab.
Corona brachte fast das Ende
„Dann kam Corona und damit lagt alles auf Eis“, erinnert sich Erhardt. Treffen waren untersagt und die Räumlichkeiten des RKU konnten nicht mehr genutzt werden – die Gruppe war lahmgelegt. „In dieser Zeit habe ich versucht, den Kontakt zu den Mitgliedern telefonisch aufrechtzuerhalten, aber die Gruppe fiel in einen Pandemieschlaf'“, wie sie es nennt. Trotz Pandemie und ausgesetzter Gruppentreffen erhält Erhardt immer wieder Anfragen von neuen Interessenten. „Ich musste sie aber immer vertrösten, da ja keiner wusste, wie es weitergeht.“
Neues Leben eingehaucht
Die Wende kommt, als Ralf Illing, selbst Schlaganfall-Betroffener und ebenfalls für den Motivationspreis nominiert, den Kontakt zu Annemarie Erhardt sucht. „Ich habe Ralf ermutigt, aktiv zu werden und sich in die Gruppe einzubringen“, berichtet sie. Gesagt getan: Es wird eine Website erstellt und ein Flyer gestaltet. Im November 2023 wird die Selbsthilfegruppe reaktiviert. Seitdem unterstützt Annemarie Erhardt Ralf Illing bei den monatlichen Treffen. „Wir freuen uns, dass die Gruppe wächst und wir neuen Mitgliedern Hoffnung und Unterstützung bieten können“, betonen beide.